Meinung: Die neue Fujifilm X-H1

Passend zu unserem Test der X-T2 hat Fuji nun die  schon lange in der Gerüchteküche köchelnde X-H1 vorgestellt, ein Hybrid zwischen Nachfolger des bisherigen Flaggschiffs und einer neuen Serie. Eine Einschätzung:


Alle Bilder inkl. Titel Copyright Fujifilm.

Man könnte meinen, dass sich frisch gebackene X-T2-Besitzer nun fürstlich ärgern. Nur knapp über einen Monat waren wir ein Blog mit einer Flaggschiff-Kamera eines Herstellers, schon hinkt man der technischen Entwicklung wieder hinterher. Oder?

Ordnen wir zunächst die X-H1 in das Fuji-Portfolio ein. Der Hersteller sieht in der neuen Kamera einen klaren Fokus auf professionelle Fotografen. Und während man als Profi tendenziell auch „immer“ zum Top-Modell greift bleibt die Frage, ob die H1 so ein großer Unterschied zur – bisher ja auch von Profis verwendeten – X-T2 darstellt? So wird die H1 aktuell im Internet auch kontrovers diskutiert und selbst in nicht allzu emotionalen Beiträgen eher als eine umbenannte X-T2 Mark II angesehen denn als wirklich neues Kameramodell.

img_main01

Das liegt vor allen Dingen an der massiven Überschneidung der beiden Kameras. Stellen wir aber zuerst die wirklichen Neuerungen heraus:

Der Touchscreen wird bei den neuen Kameras von Fuji (X-E3, X-H1) zum Standard. Eine Kamera ohne dieses Feature gilt in der öffentlichen Wahrnehmung wohl auch mittlerweile als antiquiert. Gerade bei den Fujis mit den vielen Einstellrädern am Gehäuse verspreche ich mir jedoch keinen allzu großen Vorteil.

Die Video-Qualität wurde deutlich verbessert. Dies bezieht sich auf die Bit-Tiefe von 8 Bit (Übertragungsrate 200 Mb/s), Bildrate für unterschiedliche Auflösungen (120 FPS bei 1080p) sowie die Aufnahmedauer. Für mich ist das sekundär: Ich Filme einfach nicht. Ansonsten ist das eine gute Entwicklung in der Breite für die Marke. Kritisch betrachtet bleibt die Fuji trotz guter Positionierung gegen einen Großteil der Konkurrenz aber hinter dem Platzhirsch Panasonic GH5 zurück. Wie viele Fotografen oder Vlogger hiervon also überzeugt werden, ist fraglich.

Der Autofokus wird als verbessert beschrieben. Hierzu kann man – bis zum Erscheinen von Labor-Tests – nichts weiter sagen. Generell ist Fortschritt in diesem Bereich nie verkehrt und dürfte im Speziellen den „schnellen“ Fotografen aus den Sport- und Wildlife-Bereichen gut gefallen, den Restlichen definitiv nicht schaden.

Als erste Fuji bietet die X-H1 – und hier kommen wir zum Hauptkriterium für diese Kamera – Bildstabilisierung an. Im Fuji-Universum ist das ein Game-Changer. Es handelt sich um die erste Kamera mit diesem Angebot, so dass ab sofort alle Objektive mit entsprechender Stabilisierung genutzt werden können. Dabei wird der Gewinn mit 5,5EV angegeben, was sich durchaus sehen lassen kann. Meines Erachtens das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung für eine X-H1.

Werbung*
Fujifilm X-H1 bei Amazon.de kaufen

Eine Gemeinsamkeit mit den Vorgängermodellen gilt es an dieser Stelle noch einmal ganz explizit hervorzuheben: Die X-H1 teilt sich mit den kleineren Kameras der aktuellen Generation den gleichen, hervorragenden Sensor. Vorteile in der Bildqualität, die durch einen etwas anderen Prozessor möglich sind, dürften kaum signifikant sein. Ein gelungenes Foto zwischen H1, Pro2, T2 und sogar E3 ist also aller Voraussicht nach nahezu identisch.

XH1Detail

Trotzdem sticht die X-H1 die anderen Kameras der Serie aus folgenden Gründen nicht kompromisslos aus:

Zuerst einmal, wie das bei Spitzenmodellen üblich ist, ist der Preis höher als bei der hausinternen Konkurrenz. Ca. 300€ trennen die Top-Kameras; Schaut man sich auf dem Gebrauchtmarkt nach den Vorgängern um, spart man in der Spitze an die 1000€. Gerade im (ambitionierten) Hobby-Bereich relevant.

Aber auch der neue Körper hat seine Eigenarten. Die Kamera ist deutlich robuster geworden; 25% mehr Material verstärkt die äußere Hülle. Auf der Waage bedeutet das ein Plus von satten 170g, immerhin 30% mehr als die T2. Je nach Objektiv wird die 1kg-Marke mit Leichtigkeit geknackt. Und auch die sonstigen Dimensionen sind deutlich größer Geworden: 1cm Höher, 2cm Breiter, 4cm Tiefer. Einer der größten Vorteile des Fuji-Ökosystems – hohe Qualität in kleinen Paketen – wird damit geschwächt.

Das neue Design beinhaltet an der Stelle, an der bisher die Belichtungskorrektur saß (und nun ersatzlos gestrichen ist), ein monochromes Display das als Besonderheit auch lesbar ist, wenn die Kamera nicht eingeschaltet ist. Informationen wie restliche Aufnahmedauer für Videos, verbleibende Fotos oder aktuelle Parameter werden hier abgebildet. Mir will keine Konstellation einfallen, in der ich dieses Display brauche(!). Alle Parameter stehen auf dem normalen Display, im Viewfinder und bei Fuji auch auf den Einstellrädern. Und wenn die gegebenen Infos wirklich relevant sind, ist die Kamera auch an.

xh1Top

Die neue Anzeige ist übrigens übernommen aus der GFX50, der Mittelformat-Kamera aus gleichem Hause.

Unabhängig von Vor- und Nachteilen wurde mit der neuen Kamera natürlich auch Modellpflege betrieben. So hat sich z.B. der Auslöser einer Frischzellenkur unterziehen müssen und auch ein neuer Verschluss mit weniger Vibration hat Einzug gehalten. Aber hier verlassen wir schon den Bereich der relevanten Kaufgründe und lassen diese Details entsprechend aussen vor.

Werbung*
Fujifilm X-H1 bei Amazon.de kaufen

Für wen also ist die X-H1? Wer vor einem Neukauf steht, darf die X-H1 auf keinen Fall ignorieren. Was ist mir der Bildstabilisator wert? Wie gefällt mir die veränderte Haptik? Hier können gute Gründe für die neue Kamera sprechen. Gehört man bereits zu den Besitzern einer X-T2 sehe ich keinen Grund panisch zu wechseln. Die Leistung der Vorgängerkameras ist noch immer brillant, einzig der neue Bildstabilisator ist ein stechendes Kriterium für einen möglichen Wechsel. Als Besitzer einer X-T2 ist die X-H1 für mich deswegen uninteressant. Wäre ich Neukunde, so stünde eine schwierige Entscheidung zwischen Bildstabilisator zum Einen sowie Kompaktheit zum besseren Preis an zum Anderen an. Denn die X-H1 wird auch Bewegung in die Preisliste bringen.

xh1

Alle Bilder inkl. Titel Copyright Fujifilm.

Werbung

5 thoughts on “Meinung: Die neue Fujifilm X-H1

  1. DanielVorkauf Reply

    Für Filmer mag die X-H1 interessant sein, im Sinne der X-Serie verliert die Kamera den entscheidenden Vorteil von Größe und Gewicht. Ein drittes Display neben Monitor und EVF scheint mir bestenfalls für den „professionellen Look“ wichtig aber nicht für die Funktionalität der Kamera. Für Nichtfilmer bietet die Kamera kein Plus gegenüber der X-T2, daran ändert der interne Bildstabilisator wenig. Irgendwie positioniert sich diese Kamera außerhalb der bisherigen X-Serie. Die T2 brachte gegenüber der ohnehin sehr guten X-T1 einige relevante Neuerungen. Die X-H1 ist für eine spiegellose Kamera zu groß, das Schulterdisplay unnötig und IBIS ist nicht für jedermann relevant. Selbst eine X-T3 wird mehr als ein Geschwindigkeitsplus brauchen um ein echter Nachfolger zur T2 zu sein. Die Auflösung des Sensors ist überhaupt kein Kriterium.

  2. Detlef Gimbel Reply

    100%ige Übereinstimmung. Ich sehe auch „nur“ den IBIS als Innovation. Sicher gerät jetzt die X-T2 unter Preisdruck, was mir Entgegenkommen würde, da ich von meiner jetzigen X-T1 gerne auf den noch etwas besseren Sensor upgraden möchte!

    1. Daniel Reply

      Ich drücke die Daumen. Wenn ein gebrauchtes Modell in Frage kommt (so wie ich eines gekauft habe), dürfte es auch ziemlich bald interessant werden.

    2. DanielVorkauf Reply

      Ich nutze die T1 nachwievor neben der T2 und ja, es gibt technisch einige klare Verbesserungen, der AF im besonderen und 2 SD Schächte. Im Bildergebnis allerdings bewegen sich beide Kameras im gleichen Top Niveau, der 16 MP Sensor erreicht dabei eien Ticken mehr Dynamikumfang im Gegensatz zu den 24 MP der T2. Man fährt mit beiden Modellen nachwievor sehr gut.

      1. Detlef Gimbel Reply

        Habe meine X-T1 vor ein paar Tagen über Kleinanzeigen verkauft und mir eine (hoffentlich) gute gebrauchte X-T2 samt Batteriegriff gekauft. Paket soll heute ankommen. Bin gespannt!!!
        Weiterhin schöne Fotos und viele Grüße!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert