Irix 15 f2.4 Firefly – Testbericht

Landschafts- oder Architekturfotografen kommen wahrscheinlich irgendwann mal an den Punkt, an dem sie über ein Ultraweitwinkelobjektiv nachdenken, das einfach eine Menge auf das Bild bringt und durch den extremen Bildwinkel sehr dramatische Ergebnisse liefern kann. Ein Kandidat für solche Zwecke ist das Irix 15 f2.4 Firefly. Lest unseren Testbericht.


Wie immer gilt: Unsere Tests beschreiben die Praxis, nicht die Laborwerte.

Die nächste Frage, die er sich stellt ist, ob es denn eine Festbrennweite oder ein Zoom sein soll. Diese Frage soll der Test hier natürlich nicht beantworten, dennoch zeigt sich, dass das hier vorgestellte Objektiv schon bei Offenblende vernünftige Ergebnisse liefert und leicht abgeblendet wirklich extrem stark ist – lange ein Argument aus dem Festbrennweiten-Lager.

Irix 15 f2.4 Firefly an der Pentax K1

Kommen wir aber erstmal zur Ausstattung der Linse. Um direkt Klarheit zu schaffen: Das Objektiv hat keinen Autofokus, was aber im Ultraweitbereich kein Problem ist. Wer extrem nahe Vordergründe mit der Bergkette im Hintergrund abbilden will, wählt mit Hilfe der hyperfokalen Distanz eine entsprechende Blendenzahl (z.B. f/16 aufwärts) oder arbeitet direkt mit Focus Stacking, indem er einmal auf den Vordergrund fokussiert und danach den Hintergrund scharf stellt und diese beiden Bilder später zusammenfügt. Wenn man sich mit dem manuellen Fokus abgefunden hat, stellt man fest, dass die Skala für die hyperfokale Distanz auf dem Objektiv extrem hilfreich ist.

Irix 15 f2.4 Firefly Bedienelemente

Stellt man den Fokusring beispielsweise so ein, dass die kleine 11 (1. Pfeil) an der mittleren Markierung (2. Pfeil) ist, so kann man anhand der Skala ablesen, dass alles zwischen ~ 1,3 m und ∞ (unendlich) scharf abgebildet wird. Das macht man, indem man schaut, welche Zahlen direkt über den zwei 11er Strichen zu sehen sind. Hier sieht man dann eben bei der linken 11 (3. Pfeil) das ∞-Zeichen (4. Pfeil) und bei der rechten 11 (5. Pfeil) irgendwas zwischen 1 m und 2 m (6. Pfeil). Da sie Skala logarithmisch ist, tippe ich mal auf die ca. 1,3 m. Würde man jetzt zum Beispiel auf die Blende 16 gehen, wäre mit der Einstellung alles zwischen 1 m und ∞ scharf. Hier müsste man das ∞-Zeichen auf die linke 16 verschieben und hätte dann alles ab ca. 80 cm scharf. Praktischerweise kann man, wenn man die passende Einstellung hat, den Fokusring arretieren, sodass er sich nicht mehr bewegen kann.

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Als weitere praktische Funktion sei die Fokus-Kalibrierung zu nennen. Sollte man merken, dass die ∞-Einstellung weit entfernte Teile des Motivs nicht scharfstellt, kann diese Einstellung am Fokusring durch das Lösen einer Schraube gefunden werden. Schraubt man die Schraube anschließend wieder fest, passt die Anzeige auf dem Objektiv wieder. Cooles Feature!

Lensehood des Fireflys

Auf dem Bild sieht man auch das Fenster zum Verstellen des Polfilters. Besonders stark ist, dass man einen Teil der Streulichtblende einfach hochschiebt. Häufig kann man nur einen Teil der Streulichtblende entfernen – Verlieren vorprogrammiert! Auch eine starke Idee von Irix!

Die Streulichtblende kann übrigens abgenommen werden, um freien Zugang zu dem 95 mm Filtergewinde zu bekommen. Leider vignettiert mein Formatt-Hitech 100 mm Filterhalter gnadenlos. Zum Glück hat Irix einen Filterhalter für 100 mm Einschubfilter angekündigt. Den schraubt man nicht auf, sondern klemmt ihn in die Führung für die Streulichtblende. Den 95 mm Polfilter kann man dann auf das Filtergewinde schrauben. Genial!!

Irix 15 f2.4 Firefly Filterdurchmesser

Darüber hinaus ist noch zu erwähnen, dass das Teil im Mantelbereich und am Bajonett abgedichtet ist. Die Frontlinse ist nicht abgedichtet. Das Objektiv ist zwar aus Kunststoff, macht aber einen extrem wertigen Eindruck! Es ist für faire ca. 450 € für Canon EF, Nikon F und Pentax K zu haben. Die Blackstone-Version ist etwas teurer, bietet aber dafür ein Alu-Gehäuse und eine vollständige Abdichtung gegen Spritzwasser. Optisch sind beide Varianten identisch. Natürlich gibt es auch Nachteile: Das Objektiv steckt man sich nicht mal eben in die Westentasche. Mit einer Vollformat-Kamera ist es schon ein ganz schöner Trümmer. Über die generellen Nachteile (und Vorteile) einer Festbrennweite gegenüber einem Zoom-Objektiv schreiben wir sicher mal an anderer Stelle. Jemand, der so ein spezielles Objektiv sucht, weiß, wofür er es braucht. Trotzdem ein Hinweis: Eine derartige Festbrennweite kann einen durch den extremen Bildwinkel – der Hintergrund wird gegenüber dem Vordergrund sehr klein dargestellt – schon vor kompositorische Herausforderungen stellen.

Irix15Firefly (7).jpg

Schauen wir uns nun die optischen Eigenschaften des Ultraweitwinkelboliden an. Um einen Eindruck zur Schärfe zu bekommen, habe ich einfach mal alle Blenden durchprobiert und ein paar Bäume und Sträucher fotografiert. Verwendet wurde die Pentax K-1 mit ihrem tiefpassfilterlosen 36 MP Sensor. Bei den kleineren Blenden sieht man teilweise etwas Bewegungsunschärfe, aber die meisten Blätter und Äste geben schon einen sehr guten Eindruck über die optischen Qualitäten des Ultraweitwinkels.

Irix 15 f2.4 Firefly Vergleichsbilder, Test, Review

Die Übersicht ist natürlich in der Größe wenig repräsentativ. Schauen wir uns daher zunächst die Bildmitte mal als 100 % Ausschnitt an.

f/2.4 Mitte:

F4_Mitte.jpg

f/4 Mitte:

F2.4_Mitte.jpg

f/5.6 Mitte:

F5.6_Mitte.jpg

f/8 Mitte:

F8_Mitte.jpg

f/11 Mitte:

F11_Mitte.jpg

f/16 Mitte:

F16_Mitte.jpg

f/22 Mitte:

F22_Mitte.jpg

Meiner Meinung nach und ohne Linienpaare auszuwerten eignet sich die Offenblende in der Bildmitte schon für ernsthafte Bilder. Einen Peak in der Schärfe sieht man denke ich irgendwo um f/5.6. Hier macht das Bild auch einen leicht kontrastreicheren Eindruck, als bei den größeren Blenden. Bei f/8 ist es fast gleichauf, bevor es dann an Schärfe wieder leicht abnimmt. Ich persönlich finde die Abbildungsleistung hier ziemlich stark!

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Entscheidender bei einem Objektiv und speziell bei einem Ultraweitwinkel sind natürlich die Bildecken. Schauen wir uns die Serie also nochmal in den Ecken an.

f/2.4 Ecke:

F2.4_Ecke.jpg

f/4 Ecke:

F4_Ecke.jpg

f/5.6 Ecke:

F5.6_Ecke.jpg

f/8 Ecke:

F8_Ecke.jpg

f/11 Ecke:

F11_Ecke.jpg

f/16 Ecke:

F16_Ecke.jpg

f/22 Ecke:

F16_Ecke

Auch hier finde ich die Linse absolut überzeugend. Bereits bei f/2.4 ist die Schärfe brauchbar (denkt man mal an Astro-Fotografie) und bei f/5.6 ist sie langsam wirklich da. Übrigens ist das Bild nicht korrigiert, das heißt die geringe Verzerrung ist schon nett! Was natürlich deutlich wird, ist, dass bei f/2.4 und minimal bei f/4 noch eine Vignettierung zu sehen ist, die aber natürlich bei der Nachbearbeitung korrigierbar ist.

Zum Thema Gegenlichfestigkeit habe ich einige Bilder gemacht und kann ebenfalls keinen sonderlichen Schwachpunkt ausmachen, wenn ich auch schon bessere Objektive gesehen habe (z.B. das Pentax DA 15 Limited). Auch der Sonnenstern gefällt mir ganz gut.

Zum Schluss noch ein paar (fast) unbearbeitete Bilder. Ich habe lediglich etwas die Lichter und Schatten nach Situation angepasst:

Fazit: Das Irix 15 f2.4 Firefly hat das Potential zu meinem bisherigen Lieblingsultraweitwinkel zu werden. Vom (im Wesentlichen) Sigma 10-12 f3.5 kommend sehe ich in allen Punkten eine deutliche Verbesserung. Man muss natürlich sagen, dass die Flexibilität eines Zooms fehlt und man mit dem manuellen Fokussieren leben muss. Ersteres muss sich bei mir nach längerem Gebrauch aber erst als Störfaktor rausstellen und zweiteres habe ich eigentlich schon nach dem Test drin gehabt. Die Skalen auf dem Fokusring sind idiotensicher und – man hat es ja bei dem Schärfetest gesehen – eine Blende von f/18 oder f/22 würde mir bei einer nötigen großen Tiefenschärfe keine Bauchschmerzen machen. Bei f/22 kann beispielsweise alles zwischen 26 cm und ∞ scharf abgebildet werden. Stellt man eine moderatere Blende von f/8 ein und fokussiert auf einen Meter, ist immerhin noch alles zwischen 50 cm und ∞ scharf. Was will man mehr?

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Ob die robustere Blackstone-Version doch die geeignete Wahl ist, muss jeder selbst entscheiden, mir macht schon das Firefly einen so wertigen Eindruck, dass ich erstmal bedenkenlos damit ins Rennen gehe. Ich freue mich auf das Arbeiten mit dem Objektiv und werde nach und nach berichten.

P.S.: Ein Irix-Filteraufsatz für 100 mm Rechteckfilter ist – wie schon geschrieben –  in der Mache. Zusammen mit dem hauseigenen 95 mm Polfilter soll wohl keine Vignettierung zu erwarten sein. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen!

 


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