Langzeitbelichtung an der Ostsee

Als ich in Lübeck in den Zug steige, sieht es noch gut aus mit dem Sonnenuntergang. Im vorgelagerten Ortsteil Travemünde an der Ostsee begrüßt mich dann ein grauer Himmel ohne Licht und Kontrast – vor Allem aber ohne Sonne. Sonnenuntergang Ade. Meine beste Option: Langzeitbelichtung mit dem Graufilter.


Diese Art der Fotografie ist wirklich ausgesprochen entspannt. Filter drauf, Stativ aufbauen, auslösen und warten – bei der tendenziell wenig bewegten Ostsee gut und gerne mal 30 Sekunden und mehr. An vielen Stellen ragen Stege ins und Poller aus dem Wasser – ein willkommener Vordergrund für das weichgezeichnete Meer.

Langzeitbelichtung Ostsee Travemünde

Technisch anspruchsvoll ist die Art der Fotografie nicht. Einzig eine Vorauslösung der Kamera zur Verringerung von Vibration durch Drücken des Knopfes oder (bei Spiegelreflexkameras) hochklappen des Spiegels ist erwähnenswert. Fotografiert wurde mit der Fuji X-T2, dem Fujinon XF 10-24 und einem Gobe ND1000 Graufilter. Ein interessanter Aspekt: Die Fotos sind heftiger nachbearbeitet als manch andere Fotos auf dem Blog. Die Reduziertheit der Bilder fordert es auch kleinste „Ungereimtheiten“, z.B. Bojen oder Schiffe, aus dem Bild zu retouchieren, gerade die Farbnuancen gilt es, um das Bild spannend zu halten, herauszuarbeiten.

Langzeitbelichtung Ostsee Travemünde

Allerdings bergen Graufilter auch eine Gefahr: der Bildeffekt kann das eigentliche Bild in den Schatten stellen. Tatsächlich mag ich die beiden folgenden Fotos, der Kontrast zwischen dem strukturierten Fels und dem glatten Meer, gezeichnet von der Reflexion der Wolken, im speziellen mit den pastelligen Farben, macht durchaus ein gelungenes Foto.

Aber eben genau so, wie es das immer tut. Letztendlich sind die Bilder trivial, eine nette Addition für meine persönliche Sammlung, mehr nicht. Bei der Fotografie mit Graufilter halte ich eine kritische Betrachtung der eigenen Bilder für besonders wichtig, um sich vom weichgezeichneten Wasser nicht den Blick auf das restliche Bild vernebeln zu lassen. Die unendliche Flut langweilig weichgezeichneter Wasserfälle im Netz bestätigt das.

Vielleicht kam ich auch deswegen auf die etwas verwegenere Idee, Langzeitbelichtungs-Selfies zu machen – einfach mal auszuprobieren. Und auch wenn sich selbst auf Fotos zu sehen immer so eine Sache ist, funktioniert die Geschichte für mich ganz gut. Man hat dabei nicht viel Spielraum: Einfach nur ruhig stehen ist bei Belichtungszeiten > 10s ein Ding der Unmöglichkeit, inhaltlich kann man über „entspannt am Strand“ relativ wenig sinnvoll in den Bildern verpacken. Das wiederum funktioniert gut:

Langzeitbelichtung Portrait TravemündeLangzeitbelichtung Portrait Travemünde

Wenigstens als Backup sollte am Meer ein Graufilter in der Tasche stecken.

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3 thoughts on “Langzeitbelichtung an der Ostsee

    1. Daniel Reply

      Bei Fuji ist der Spiegel als extra Peripherie mitzubringen 😉
      Relevant natürlich nur für die DSLR’ler – entsprechend im Artikel geändert.

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