Hamburg Monochrom – Rückkehr zur Fotografie

Drei Tage waren wir in Hamburg. Mit einer Kamera, mit einem Objektiv, ohne Farbe.


Mein letzter Beitrag in diesem Blog datiert auf das Jahr 2020. Die Virus-Zeit hat mich richtig erwischt. Nicht gesundheitlich; Fotografisch. Der Untertitel dieses Blogs – „Vom Unterwegssein und Fotografieren“ – ist so ziemlich die Essenz meines Fotografierens. Der Alltag motiviert mich nicht als Motiv. Und so komme ich nach kurzem nachsehen auf einen Schnitt von insgesamt ca. 300 Bildern pro Jahr für die vergangenen Jahre, hauptsächlich die Kinder. Nun war Hamburg nicht die erste Reise seit Ende der Beschränkungen. Ich hatte mich aber derart von der Fotografie entwöhnt, dass die Kamera entweder nicht mitgenommen oder, selbst wenn das Gerät im Rucksack war, einfach nicht verwendet wurde. Vermisst habe ich es nicht.

Was also ist der Grund, wieder zu fotografieren? Schwarz-Weiß. Oder – wie es im Fujifilm-Kontext heißt: ACROS. Bisher etwas, dass mich als exklusive Darstellung nicht besonders interessiert hat. Warum ich die Kamera in diesen Modus versetzt hatte, kann ich gar nicht mehr rekonstruieren. Aber die bereits „Out of Cam“ silbrig cremige Darstellung hat mich für den Moment so sehr gekriegt, dass ich rein monochrom und nur mit 35mm (APS-C) in den Städtetrip gestartet bin und auch endlich wieder fotografieren wollte.

Nachdem die Bahn uns unmissverständlich nahelegt, entgegen gemachter Pläne und gekaufter Tickets mit dem Auto in die Hansestadt zu fahren, kommen wir spät, aber immerhin doch noch an. Es ist nicht unser erster Aufenthalt in Hamburg, aber zum ersten Mal mit Kindern. So sind wir mit Hafenrundfahrt und Doppeldeckerbus touristischer unterwegs als zuletzt – aber egal.

Im Hafenpanorama drängt sich die für uns neue Elbphilharmonie auf. Tatsächlich dominiert der futuristische Glasbau den Stadthafen. Mir gefällt das Gebäude in diesem Blickwinkel, eingebettet in das Panorama, gut.

Der ursprüngliche Speicher als Fundament, die belassene Historie in Form der Kräne, die Dachlinie Richtung Himmel – das alles Funktioniert für mich. Bei den harschen Lichtbedingungen der Mittagssonne besonders in SW.

Später, aus der Nähe und isoliert gefällt mir der Bau dann aber deutlich weniger, ohne dass ich benennen könnte, was den Unterschied macht. Irgendetwas in der Struktur der Fassade – vielleicht das Ungleichmäßige trotz Rasterung – macht nicht „klick.“ Mir fällt unter anderem an diesem Bild auf, dass die schwarz weiße Darstellung auch die geradlinigere Darstellung provoziert.

Wer die Elbphilharmonie von der Landseite betrachtet, hat den nächsten Klassiker des HH-Wochenendes bereits im Rücken: Die Speicherstadt. Ein Ort zum Stromern, in Hinterhöfe schleichen und Entdecken.

Die Speicherstadt und der Hafen sind später dann auch der Ort, der mit der Nachtfotografie für mich persönlich die Grenze der SW-Fotografie aufzeigt. Kaum ein Foto des abendlichen Ausflugs hat funktioniert. Es bedarf flächiger, heller Lichtquellen mit einer starken Strukturierung wie dem Kopfsteinpflaster – sonst ging da nix.

So geht es am Tag weiter. Der nächste Klassiker und Pflichttermin ist die Hafenrundfahrt, die gerade mit Kindern zu empfehlen ist (aber natürlich auch ohne spannend). Hier schießt man sich mit dem Minimalismus einer einzelnen Festbrennweite natürlich gehörig ins eigene Bein. Je länger die Brennweite, desto schlimmer. Die Herausforderung in allen Ehren ist die Einschränkung so groß, dass man sich diese Herangehensweise gut überlegen sollte. Da mein Weitwinkel-Zoom sicher in der Wohnung lag, konnte ich mich meinem Schicksal immerhin entspannt ergeben.

Bei einem der bekanntesten Schiffe des Hafens – obligatorisches Ziel der Rundfahrt: Rickmer Rickmers – spielt ACROS mit Gegenlichtaufnahmen mit den sanften Übergängen der Helligkeitsabstufungen eine seiner Stärken aus:

Wie Sebastian schon 2017 feststellte, lohnt sich Hamburg eigentlich immer. Gerade für Fotografen.

Mich lässt die Städtereise trotzdem ratlos zurück: Es fällt mir gerade schwer, die momentane Begeisterung für Schwarz-Weiß richtig einzuordnen. Ist es bewusste Reduktion, die unmittelbare Veränderung des mit dem Auge gesehenen? Also etwas, das auch von Dauer ist? Oder ist das „neue“ einfach nur leicht, so wie man mit einer neuen Kamera Spaß an ansonsten trivialen Motiven hat? Werde ich in einigen Monaten etwas entnervt auf die durchweg monochromen Mitbringsel schauen oder ab sofort ausschließlich Schwarz-Weiß verwenden?

Mal sehen.

Wie steht ihr zu Monochrom?

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3 thoughts on “Hamburg Monochrom – Rückkehr zur Fotografie

  1. Dirk Trampedach Reply

    Hi Daniel,

    danke für die Story samt Fotos! Die Mischung APS-C + ACROS nutze ich recht häufig. Es ist sogar so, dass ich seit gut 2 Jahren höchstens mal in Farbe fotografiere, wenn ich Urlaub von monochrom machen möchte. Vielleicht liegt darin deine anfängliche Verunsicherung. Es ist „neu“, und du hast ´ne lange Pause hinter dir. Und dann direkt HH, wo die Eindrücke nach Foto schreien. Was ich mache: Tagsüber ACROS, nachts normal schwarz-weiß. Mein Eindruck ist, dass das der Dynamik entgegenkommt. Die Fotos gefallen mir übrigens sehr, und nach Hamburg möchte ich auch noch.. 😉

    Alles Gute weiterhin, herzliche Grüße, Dirk

    1. Daniel Reply

      Hallo Dirk,
      danke für deine Worte. Demnächst stehen landschaftliche Fotos an, da wird sich der weitere Weg dann wohl deutlicher abzeichnen. Mit RAW bleiben ja alle Möglichkeiten (zum Glück) offen.
      Die Empfehlung für Hamburg kann ich ansonsten nur nochmal erneuern. Den Tipp mit SW bei Nacht werde ich testen.
      LG,
      Daniel

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