Fotobuch Test #1 – Test des Saal Digital Kunstdruck

Eigentlich komisch das ich als Verfechter des gedruckten Bildes noch nie ein Fotobuch habe drucken lassen. Ich befürchte mich haben Klischees abgehalten: Schnappschüsse aus dem Urlaub mit schiefem Horizont in abstrus bunten Designs auf glitschig glänzendem Papier: Nein Danke. Ist natürlich Blödsinn. Jedem steht frei, wie das eigene Fotobuch gestaltet werden soll – inklusive Papier. Und den Vorteil des Gedruckten haben Sie natürlich: Sie lassen sich auf die Schnelle oder ganz in Ruhe auf Couch oder Gartenliege mitnehmen und ganz entspannt durchblättern. Anders als auseinanderfallende Fotoalben und ebenfalls anders als Lightroom-Kataloge. Also habe ich nun mein erstes Fotobuch erstellt – wie es sich gehört vom letzten Urlaub (so viel zu den Klischees). Im Folgenden nehme ich euch mit durch den Prozess und zum Ergebnis bei Saal Digital mit Kunstdruck-Papier. Auf lange Sicht werde ich noch weitere Fotobücher bei anderen Herstellern drucken lassen und vergleichen.


Wie bereits angemerkt fiel die Entscheidung für mein erstes Fotobuch auf Saal Digital; Eine eher intuitive Entscheidung. Zwar haben die wenigen Tests, die ich zur Rate gezogen habe, Saal als durchaus kompetent in Sachen Druck bestätigt, aber vor allen Dingen die gewählte Nische als Anbieter (auch) besonders hochwertiger Produkte hat den Ausschlag gegeben.

Software

Bei Saal Digital hat man klassischer Weise die Möglichkeit direkt im Browser oder über eine eigenständige Applikation seine Produkte zu Designen. In der Hoffnung auf eine angenommener Weise responsivere Bedienung habe ich mich für das Desktopprogramm entschieden. Hier gilt: Beim ersten Start muss, ansonsten sollte eine Internetverbindung bestehen.

Mein Eindruck von dem Programm ist soweit positiv. Gut gefallen mir die Zugänglichkeit bei den Grundfunktionen und die praktischen Hilfestellungen beim Layouten.  Beim Platzieren und Verschieben richten sich Bilder automatisch an bereits existierenden Elementen aus (werden „gefangen“), ungünstige Positionen an potentiellen Schnittkanten werden markiert, Zusatzfunktionen skalieren Bilder automatisch auf gleiche Dimensionen. Das geht schnell von der Hand und macht sogar Spaß.

Aber es gibt auch diese kleinen, nervigen Details. Beim hin und wieder ganz praktischen Autolayout werden auch hochformatige Bilder in querformatigen Drucken auf die komplette Seite skaliert. Die gleichen Ausrichtungswerkzeuge für Bild und Text befinden sich an unterschiedlichen Stellen – obwohl die Funktionen komplett identisch sind. Möchte man layoutunabhängige Sachen wie die Papierart im Nachhinein ändern, muss man das gesamte Projekt von vorne anfangen – auch bei gleichem Format.

Das ist alles nicht wild, aber hin und wieder verdrehen sich mir die Augen.

Am Ende des Bestellvorgangs – der komplett aus dem Programm selbst stattfindet – steht natürlich die Bezahlung. Durch die vielen Konfigurationsoptionen ist die Preisspanne recht groß. Allein für einen speziellen Einband kann man 40€ Extra ausgeben. Für mein Fotobuch, 78 Seiten, Papier Kunstdruck, liegt der Preis bei 84€. Das ist ein stolzer Preis. Immerhin kann man den gleichen Umfang an anderer Stelle auch für 50€ bekommen. Aber eben nicht auf dem edlen Papier als Hardcover mit Flatlay-Bindung im speziellen Druckverfahren. Sprich: Die 80€ bezahlt man nicht weil man keine Preise vergleichen kann, sondern weil man sich etwas Besonderes kauft.

Unabhängig vom Bestellwert werden noch Versandkosten (hier 7€) fällig. Da rabattieren manche Anbieter.

Der Stand der aktuellen Bestellung ist jederzeit unkompliziert online einsehbar, auch ohne Kundenkonto. Sehr schön. Nach 3 Tagen „Druckzeit“ war das Buch dann fertig, die Gesamtbestellung nach insgesamt 4 Tagen. Das Paket kommt mit DHL – meiner bescheidenen Meinung nach die angenehmste Variante. Insgesamt wurde der geplante Lieferzeitpunkt um 4 Tage unterboten, der mit 11 Tagen aber auch hoch angesetzt war.

Das Buch

Das Buch kommt wie erwartet ausreichend sicher verpackt (weicher Puffer in enganliegender Pappe im eigentlichen Paket) an. Das sollte aber auch selbstverständlich sein. Am Einband gibt es prinzipiell nichts zu mäkeln. Die Druckqualität ist gut, die Verarbeitung sauber. Eine besondere, dem inneren Papier entsprechende Haptik bekommt man allerdings nicht – auch nicht gegen Aufpreis (unbedruckte Materialien ausgenommen).

Das ist aber nur ein kleines Manko schlägt man das Buch erst einmal auf. Ein Papier zu beschreiben ist nicht einfach, aber ich will versuchen die ersten Eindrücke wiederzugeben.

Papier

Bei der ersten Berührung wirkt das Papier – im Rahmen von Papieren – fest und schwer. Dabei fällt die Struktur sofort auf, die dem Papier eine Gewisse Tiefe verleiht. Trotz seiner Stabilität hat die Oberfläche etwas weiches und angenehmes an den Fingerkuppen. Das gefällt mir gut und war genau, was ich mir erhofft hatte. Blättert man mit zwei Fingern in der Blattmitte um biegt sich das Blatt kaum, knickt aber auf jeden Fall nicht ein. Das Papier hat Substanz und bleibt dabei in der Berührung angenehm.

Gerade die Sensorik hat für mich eine große Rolle bei der Entscheidung für ein teureres Produkt gespielt. Das Papier bedient dieses Bedürfnis vollständig. Nebeneffekt: Auch bei sehr dunklen Bildern gibt es kein Durchscheinen auf die Rückseite. In der Kategorie Haptik  liefert Saal Digital mit dem Papier Kunstdruck für mich eine glatte 1.

Aber das Papier hat auch seine Eigenarten. Ich sprach bereits von der Struktur. Diese kann man sich als längliche Riefen im Querformat orientiert vorstellen. Hier ein stark vergrößertes Bild

Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Struktur in ebenmäßigen Flächen durchaus durchscheint (links), während sie in Bereichen mit Feinzeichnung wie dem Dach nicht weiter auffällt. Generell ist zu sagen, dass die Auffälligkeit der Struktur sehr stark vom Lichteinfall abhängt. Folgende Bilder verdeutlichen dies:

Während in Bild eins das Buch absichtlich in einem sehr flachen Winkel zur Lichtquelle gehalten wurde – fast parallel – gibt Bild zwei einen neutralen Betrachtungswinkel bei angemessener Betrachtungsdistanz wieder.

Es ist bei der Auswahl also wichtig, die Eigenart des Papiers zu kennen. Wer möchte kann sich hierzu übrigens ein Test-Set zuschicken lassen. Ich würde dieses Papier nur bei ausreichend großen Drucken anwenden. Hoch und Querformat können bedenkenlos auf A4 gedruckt werden. Ab halber Höhe (Querformat) nimmt die Bildstruktur in der Wahrnehmung dann einen zu dominanten Platz ein. Weiterhin empfinde ich die Struktur als eher Störend bei Portraits , da hier die Haut durch das Papier überzeichnet werden kann.

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Bindung

Eine wirklich tolle Sache ist die Flatlay Bindung. Hierbei liegen zwei benachbarte Seiten plan nebeneinander auf. Das ermöglicht einem weiterführende Designs. Man kann Bilder ohne Rücksicht auf die Mittelnaht verteilen, besondere 2-Seitige Designs austüfteln oder Bilder einfach bis an den Rand abdrucken lassen. Gerade Panoramen profitieren hier natürlich. Nicht zuletzt diese Bindung hebt ein solches Buch von einfacheren Produkten ab:

Einen Wehrmutstropfen gab es aber doch. Auf 2 Seiten hatten sich sichtbare Druckfehler wie im folgenden Beispiel eingeschlichen. Ca. eine Stunde nach Meldung an Saal Digital bekam ich einen Gutschein über die kompletten Kosten des Buches. Das übersteigt jegliche Erwartung an die Kulanz eines Unternehmens. Schon eine einfache Rabattierung wäre fai gewesen. Aber der Anspruch ist laut Saal ein makelloses Produkt – die Reaktion entsprechend kompromisslos konsequent. Vielen Dank an dieser Stelle für hervorragenden Kundendienst – bitte ruiniert euch nicht.

Fazit

Bei der Bestellung des Buches hatte ich mir mehr erhofft, als einfach nur ausgedruckte Fotos. Vielmehr ein auffälliges Produkt, das Freude macht in den Händen zu halten. Genau das ist dieses Fotobuch für mich auch geworden. Das Produkt selbst, unabhängig von den Erinnerungen die an den Fotografien hängen, macht Spaß in der Hand zu halten und umzublättern. Es fühlt sich nach einer Qualität an, die die eigenen Fotografien wert ist und somit – nicht zuletzt – auch die Mehrkosten im Vergleich zu einem Standartdruck. Ein gelungener erster Versuch, der nach Wiederholung mit anderem Fotomaterial ruft. Ich freu mich auf meine eigene, kleine Bibliothek. Und euch empfehle ich – wenn ihr euch Gedanken über das Papier gemacht habt – ohne Einschränkung das Saal Digital Fotobuch.

 

 

 

 

 

 


One thought on “Fotobuch Test #1 – Test des Saal Digital Kunstdruck

  1. Sebastian Reiprich Reply

    Ich habe bereits mehrfach Kalender bei Saal Digital als Kunstdruck bestellt und war von der Haptik und auch der Struktur des Papiers immer sehr angetan. In diesem Jahr scheinen sie jedoch das Papier gewechselt zu haben. Statt der diffusen eher oberflächlichen Struktur hat das Papier nun etwas derbere und durchgehende Rillen, welche ich als unangenehm empfinde. Desweiteren scheint sich die Farbwiedergabe geändert zu haben. Während in der Vergangenheit die gedruckten Bilder leicht wärmere und in der Helligkeit stimmende Farben im Vergleich zum Monitorbild zeigten wirken sie bei meiner diesjährigen Bestellung einen Tick zu dunkel und kühler. Ein Softproof mit dem entsprechenden ICC-Profil lässt einen dann noch verwirrter zurück. Wählt man in Photoshop die von Saal empfohlenen Einstellungen für den Proof, wird das Bild am Monitor noch heller und wärmer und entfernt sich so noch weiter vom Druckerzeugnis als die reguläre Darstellung des Bildes es ohnehin schon ist.
    Die Beschenkten wird das vermutlich nicht interessieren, aber ich selbst bin ein wenig enttäuscht.

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