Für Fuji-Fotografen ist das Thema „Blitzen“ nicht ganz einfach. Beschränkte Auswahl, hohe Kosten. Wir haben für euch das System Drittherstellersystem Yongnuo YN560 IV sowie den Funktrigger YN560 TX unter die Lupe genommen und stellen euch die Ergebnisse heute vor:
Prinzipiell ist – wie jedes Thema in der Fotografie – der Bereich Blitze beliebig skalierbar. Vom festmontierten Kamera-Blitz am Handy bis hin zu sündhaft teuren Studiolösungen ist alles möglich. Mich sollte die zukünftige Lösung bei der Portrait-Fotografie unterstützen. Flexibel im Sinne von kompakt und leicht, dabei aber natürlich möglichst leistungsstark zjm kleinen Preis sollte sie sein. Als Bonus bei der Suche galt für mich noch die Möglichkeit auf eine möglichst einfache und v.a. zuverlässige Art und Weise entfesselt blitzen zu können – also die Blitze an einem anderen Ort auszulösen, als die Kamera. Genau, die eierlegende Wollmilchsau.
Für mich fiel die Wahl gerade aus preislicher Sicht ganz klar auf den klassischen Hotshoe, zu Deutsch: Aufsteckblitz. Die Vorteile: ausreichende Leistung, kompakt, günstig, räumlich flexibel und durch die Nutzung von Lichtmodifikatoren wie Softboxen auch als Studio-Lösung nutzbar. Gegen reine Studio-Anlagen sprechen für mich (bisher) der Preis und die eingeschränkte Mobilität – sprich Größe, Gewicht und Energieversorgung. Eingebaute Blitze bzw. der bei der X-T2 mitgelieferte Blitz stellen für den gewünschten Einsatzbereich keine Alternative dar. Kleiner Einschub: Der Ausklappblitz der X-E2 wird von mir nichts desto trotz gerne als Aufheller bei Gegenlichtsituationen eingesetzt.
2 x Yongnuo YN560 IV mit Fernauslöser YN 560 TX an der Fujifilm X-T2
Bevor wir fortfahren möchte ich noch hervorheben: Die Blitze werden bei mir ausschließlich(!) mit Lichtmodifikatoren wie Soft- oder Oktabox eingesetzt – so auch bei den gezeigten Beispielbildern. Wer die Blitze für ein Heimstudio-Setting nutzen möchte, sollte diesen – im Rahmen dieses Artikels nicht behandelten Kostenpunkt – mit einbeziehen.
Fujifilm selbst bietet (abgesehen von zwei Miniaturblitzen) den EF-42* (ein umgelabelter Sunpak) für 200€ und den EF-X500* für 449€ als ernstzunehmende Blitzlösungen an. Während Nummer 1 aufgrund von Funktionsumfang und Nutzer-Bewertungen (Leistung, Ergonomie) raus war, wollte ich für Nummer 2 einfach nicht so viel Geld berappen. Gerade vor dem Hintergrund von mehreren Lichtquellen für ein Foto musste die Preisleistung besser sein. Wer die gleich noch etwas detaillierter beschriebenen Funktionen High Speed Sync oder Through the Lense nutzen möchte, sollte diese Blitze aber trotdzem in seine Recherche mit einbeziehen!
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Ein genereller Vorteil des Fuji-Systems: Der Blitzschuh, also die kameraseitig vorgesehene Verbindung zwischen Blitz und Kamera, ist standardisiert und funktioniert deswegen mit vielen Drittherstellern. Mittlerweile aber bei vielen Herstellern Standard. Für mich fiel die Wahl nach kurzer Recherche auf den mir bis Dato unbekannten Hersteller Yongnuo. Auf dem Datenblatt wirken die Blitgeräte der YN560-Serie in der IV. Generation stark: Gute Leitzahl (56 bei ISO100 und 105mm), gutes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 60€, Stand 02/2019) und bei allen Blitzen der IV. (und III.) Generation eine eingebaute Lösung zur funkgestützen Auslösung. Ich beginne meinen Test mit zwei Blitzen und einem dedizierten Fernauslöser, stocke jedoch schnell – wie das Bild zeigt – auf einen dritten Blitz auf.
Aktuelles Set-Up: 3 x Yongnuo YN560 IV Blitz + Yongnuo YN560-TX Trigger
Die Yongnuo YN560 IV sind – nun ja – Blitze eben. Geliefert wird in einer Verpackung im Design direkt aus den 70ern. Im Inneren befinden sich eine praktische Transporttasche, der Blitz, ein kleiner Stehfuß sowie die Anleitung. Der Blitz fühlt sich normal an. Plastik und Gummi aller Orten, soweit solide verbaut, wenn doch ein wenig Anfällig für Katschen und Kratzer. Ein qualitativer Unterschied zu meinem Blitz von Metz ist jedoch nicht spürbar. Beim Fernauslöser YN560-TX* handelt es sich letztendlich um einen leicht modifizierten Unterbau der klassischen Blitze, für den gleiches gilt.
Betrieben werden die Geräte mit 4 AA-Batterien, der Fernauslöser mit 2AA. Diese werden während einer Session ordentlich beansprucht, sowohl was den abgegebenen Strom als auch die Belastungsspitzen angeht. Wer ordentlich durchzieht sollte für jeden Blitz zwei Sätze Batterien haben, um Überhitzungsprobleme zu vermeiden. Weiterhin empfehle ich hier ganz klar die Nutzung von wiederaufladbaren Batterien*. Drei Blitze plus Fernauslöser entspricht 3 x 4AA + 2AA = 14 Batterien, mit Sicherheitspuffer bereits 28 – der Müll (und die Kosten) von Einweg-Batterien wäre immens. Ein Batteriesatz soll laut Hersteller für 1500 Auslösungen reichen, wenn man mit 1/128 Stärke fotografiert. In jeder Hinsicht eine irrelevante Größenordnung. Ich kann hier so viel sagen: Ein einzelnes Projekt – aus dem professionellen Umfeld das Beispiel von ca. 10 Corporate Headshots plus Gruppenbildern – ließ sich ohne Probleme mit einem Satz realisieren.
Unter dem Gehäuse waren die Geräte für mich in einem Jahr der Nutzung immer zuverlässig. Sowohl was die fehlerfreie Produktion angeht, als auch was die Trefferquote bei der kabellosen Arbeit anbelangt. Hier hat einzig die oben angesprochene Hitzeentwicklung der Akkus einmal einen Blitz hinterherhinken lassen, was die Aufladzeit anging. Wie gesagt – damit lässt sich leicht umgehen.
Die Bedienung der Yongnuo YN560 IV ist ein zweischneidiges Schwert. Ein beleuchtetes Display und eine Menge an Knöpfen gibt einem die unmittelbare Kontrolle über viele wichtige Funktionen des Gerätes. Allerdings besteht das Display aus vorgegebenen Symbolen und Zahlfeldern (aus 7 Segmenten wird eine Acht gebildet) und somit setzt das Bedienkonzept recht stark auf vorgegebene Tastenkombinationen statt einer tatsächlichen Menüführung. Hat man die Bedienung durchdrungen bzw. die für sich relevanten Funktionen im Kopf, ist man natürlich mit der Steuerung recht schnell am Ziel. Für mich bedeutet das eher: die Anleitung dabeihaben bringt Sicherheit. Letztendlich ist dies aber (leider) Standard in der Welt der Blitze.
Die weitere Ausstattung ist gewöhnliche Kost: Ein eingebauter Diffusor für Weitwinkelaufnahmen, ein kleines Reflektorplättchen für indirektes Blitzen und der besagte Fuß um den Blitz an einem beliebigen Ort aufzustellen. Auch die weiteren Kenngrößen liegen im erwartbaren Rahmen: Aufnahmebereit bei maximaler Ausgabe nach 3s, dreh- und schwenkbarer Kopf, bis zu 1500 Auslösungen mit einem Batteriesatz bei geringer Ausgabe und eine Leistungsabstufung in 29 Schritten werden geboten.
Was diese Blitze (an Fuji-Systemen) explizit nicht bieten sind die bereits erwähnten TTL und HSS. Through The Lense beschreibt die Steuerung der Blitzleistung und Zoom-Einstellung auf Basis der Belichtungsmessung und Objektiv-Brennweite der Kamera. Das klingt gut und ist auch praktisch, im Einsatzbereich aber in vielen Situationen beschränkt: die Kombination mehrerer Blitze oder das betreiben entfesselter Geräte ist mit dieser Technik zum Beispiel nur eingeschränkt möglich. Woher soll ein Blitz auch wissen, ob er als Rim- oder Fill-Light eingesetzt wird? Hier muss in jedem Fall manuell gearbeitet werden. Der Fokus und große Vorteil liegt also klar auf der Nutzung eines Blitzes direkt an der Kamera, z.B. auf der Tanzfläche einer Hochzeit. Ich finde das Fehlen aber auch in dieser Situation nicht schlimm: Blitze müssen während ihres Einsatzes gerade mit Festbrennweiten nur selten bis garnicht nachjustiert werden. Kurz, nutzt man TTL nicht, braucht man TTL nicht.
High Speed Sync ist der Versuch der Hersteller, die Blitzsynchronisationszeit zu umgehen. Jede Kamera hat eine minimale Verschlusszeit, besagte Synchorinsationszeit, bei der das Blitzen noch funktioniert. Für die X-T2 liegt diese bei 1/250s, direkt zu erkennen an dem X neben der entsprechenden Zahl am Verschlusszeit-Rad. Wird eine kürzere Belichtung gewählt, hat der 1. Verschlussvorhang den Sensor noch nicht komplett freigegeben, bevor der 2. Verschlussvorhang bereits beginnt den Sensor wieder zu verdecken. Würde der Blitz nun auslösen, würde ausschließlich der Streifen des Sensors zwischen den beiden Vorhängen mit dem zusätzlichen Licht erhellt. Auf dem finalen Foto wäre ein heller Streifen zwischen dunklen Balken zu sehen. Die Lösung ist besagtes High Speed Sync: Während der belichtete Streifen über den Sensor wandert, löst der Blitz mehrfach aus, so dass das komplette Bild „beblitzt“ wurde. Es ist jedoch zu beachten, dass die Leistung der Blitze in diesem Modus signifikant nachlässt da keine Zeit zum Regenerieren bleibt. In der Portrait-Fotografie ist ein denkbarer Einsatzbereich ein Aufhellblitz während einer Outdoor-Session im hellen Sonnenlicht bei offener Blende. Hier kann als Alternative ein ND-Filter die Lichtmenge in der Kamera bis hin zur Blitzsynchronisationszeit reduzieren. Die Yongnuos stellen diese Funktion an Fuji-Kameras nicht bereit. Da mit einem ND-Filter dieses Problem, das eh schon recht speziefisch ist, umgangen werden kann, ist auch dies für mich kein Ausschlusskriterium der Blitze.
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In der Praxis war die Arbeit mit den Blitzen nach kurzer Eingewöhnung in das Menü wirklich einfach. Besonders gefällt mir, wie einfach und geschmeidig das entfesselte Blitzen funktioniert. Den jeweils richtigen Modus an den Blitzgeräten auswählen, fertig. Einzig festgestelltes Problem: Wenige mal hatte ich den Auslöser an der Kamera nicht ganz richtig eingeschoben, so dass der Befehl der Kamera nicht an den Blitz übermittelt werden konnte. Das kann also schon einmal passieren, ist aber weiter kein Problem.
Es gibt bei Yongnuo zwei mögliche Betriebsarten zum entfesselten Blitzen. Zum einen kann man den Blitz auf der Kamera als Master konfigurieren. Löst dieser durch die Kamera getriggert aus, wird gleichzeitig ein Signal an den / die entfesselten Slave-Blitze gesendet, die gleichzeitig feuern. Alternativ lässt sich der externe Trigger YN-560-TX* verwenden, falls auf der Kamera selbst kein Blitz eingesetzt werden soll. Eine tolle Funktion in diesem Preissegment: Die Blitze lassen sich in Gruppen (auch ein Einzelgerät pro Gruppe) zusammenfassen und diese Gruppen dann von der Fernbedienung auf der Kamera aus bezüglich Leistung und Zoom konfigurieren. Kleines Nachjustieren ist so ohne Verlassen der Position möglich. Extrem komfortabel und in der Praxis zuverlässig. Gerade das Feinjustieren am Anfang einer Session geht so ohne nerviges Gerenne ab.
2 x Yongnuo YN560 IV mit Fernauslöser an X-T2
Preislich kann man mit diesem System ein kleines Studio-Setup für unter bzw. knapp 200€ aufbauen. 2 (Key- & Fill-Light) oder 3 (plus Rim-Light) Blitze plus ein Fernauslöser wechseln für 150 oder 210€ den Besitzer. Und man hört es schon raus: Ich mag die Blitze von Yongnuo. Sie haben mich nie im Stich gelassen, sind praktisch in der Benutzung und ein guter Einstieg in die Welt der Studio-Fotografie. Aber sie werden von mir eben auch exklusiv in der oben beschriebenen Art und Weise benutzt. Wer also einfach nur einen leistungsstarken Blitz von der Kamera kontrolliert haben möchte fährt vielleicht besser mit dem TTL&HSS-befähigten Blitzen von Fujifilm selbst. Und auch wer sein Studio ausstaffieren möchte, sollte tatsächliche Studio-Blitze wegen ihres Leistungsplus oder HSS nicht bei der Entscheidung außen vorlassen. Wer aber preisbewusst und/oder möglichst flexibel in das Thema einsteigt, der ist bei Yongnuo für Fujifilm-X an einer guten Adresse.