Einstieg in die Makrofotografie – Zwischenringe

Ich finde Makro-Fotografie ein klein wenig speziell. Nicht die Bilder: Ob Blume, Insekt oder abstrakte Detail-Aufnahme – Makro-Fotos wissen durchaus zu gefallen. Die Art der Fotografie hindert mich eher. Es ist eine sehr ruhige, entschleunigte, detailverliebte und handwerkliche Arbeit. Sie fordert ein langes, ab einem gewissen Punkt dann kameratechnisches Arbeiten an einem Motiv. Ohne Stativ geht eigentlich selten was. Das Widerspricht meiner ganz persönlichen „Überall und Nirgends“-Art (Sprich: chaotisch) ein Motiv anzugehen. Trotzdem muss auch ich hin und wieder nah dran. Lohnt sich da direkt ein Makro-Objektiv? Vielleicht sind ja auch für euch Zwischenringe eine mögliche Alternative.



Eins vorab: Wer auf der Suche nach „unverfälschter“ Makro-Fotografie hier gelandet ist findet unseren Test zum Fujinon XF 60mm Makro-Objektiv an dieser Stelle. Wer stattdessen unseren Test der Zwischenringe von Meike benötigt: Hier entlang bitte.

Mein Problem bezüglich Makro-Linsen ist folgendes: Ich betreibe keine Makro-Fotografie, muss aber durchaus manchmal Makro-Aufnahmen machen. Wie das? Fotografiert man ein Produkt und möchte davon eine Detailaufnahme – beispielsweise des Hersteller-Logos – machen, muss man schonmal auf Tuchfühlung gehen. So ist das hier dargestellte Logo in der Realität kaum 1cm groß. Das ist für mich im eigentlichen Sinne keine Makro-Fotografie, man bewegt sich aber trotzdem schon in einem Bereich in den z.B. das Fujinon XF 56mm F1.2 nicht vorzudringen vermag. Hier können einen Zwischenringe vor der kostspieligen Investition in eine ausgewachsene Makro-Linse bewahren.

Müsste man eine (englisch) Extension Tube möglichst einfach beschreiben wäre die kürzeste Umschreibung wohl „ein Loch.“

Zwischenringe enthalten – im Gegensatz zu den ihnen nicht unähnlichen Telekonvertern – keine Linsen. Ihre einzige Aufgabe besteht in der Erhöhung der Distanz zwischen dem Frontelement des Objektivs und dem Sensor der Kamera, mit dem Effekt die Naheinstellgrenze des Objektivs herabzusetzen oder eher: Den Fokusbereich in Richtung Nah zu verschieben. Es handelt sich also um einen Ring, der an der einen Seite auf die Kamera passt und an der anderen Seite ein Objektiv aufnehmen kann – im Idealfall mit einer Durchleitung der Kontakte um Autofokus und EXIF-Daten weiter bedienen zu können. Letzteres nennt man dann Automatikzwischenring.

Der extrem simple Aufbau der Zwischenringe hat handfeste Vorteile. Zuallererst wäre hier der Preis zu nennen. Die von uns getesteten Zwischenringe von Meike kosten in der Doppelausführung keine 30€. Es gibt keine günstigere Alternative ins Makro-Geschäft einzusteigen als diese kleinen Dinger. Durch die fehlende Linse wird das durch das Objektiv fallende Licht nicht weiter gebrochen, es gibt also keinen unmittelbaren Einfluss auf die Abbildungsleistung des Objektivs. Einzige Einschränkung: Durch den stärkeren Effekt der gekrümmten Schärfeebene kann ein Schärfeabfall in den Randbereichen eintreten. Letzter Vorteil: Ihr kauft Zwischenringe für eure Kamera, nicht für eure Objektive. Mit einem Zwischenring sind also alle eure Objektive in der Lage, näher ran zu gehen.

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Drei Sachen sind jedoch zu beachten: Zum einen verliert euer Objektiv an Lichtstärke, was ich persönlich im Makro-Bereich nicht allzu wichtig finde. Praxisrelevanter: Der Autofokus eurer Linse ist nicht für den absoluten Nahbereich gemacht. Es kann also schonmal etwas fummelig sein, den Fokus exakt zu positionieren. Und: Euer Fokusbereich wird durch einen Zwischenring nicht (!) erweitert, sondern nur verschoben. Heißt: Es ist mit einem Objektiv auf Zwischenring nicht mehr möglich auf unendlich zu fokussieren. Man muss also pro Aufnahme entscheiden, ob man den Makro-Bereich braucht oder nicht. Das klingt zwar erstmal nicht ganz so wild, schränkt allerdings bei der Aufnahme spürbar ein. Der letztendliche Fokusbereich der Kamera wird durch einen Zwischenring recht klein und limitiert entsprechend auch, wo ihr eure Kamera überhaupt zum Motiv platzieren könnt. Diese fehlende Felxibilität kann gerade bei Nicht-Studio-Situationen kritisch sein. Hinzu kommt der Mehraufwand bei spontan entdeckten Motiven (Waldspaziergang etc.). Vor der Aufnahme stehen mit Zwischenring noch Umbaumaßnahmen an der Kamera an. So reduziert sich der Fokusbereich des XF 56mm auf knapp über 10cm bei einem 10mm Zwischenring.

Da durch einen Zwischenring die Flexibilität also stark sinkt ist meine Empfehlung entweder direkt zwei unterschiedliche zu kaufen (die dann untereinander zu einem dritten kombinierbar sind) oder mit einem kleineren Zwischenring zu starten, da diese von ihrer Wirkung etwas weniger extrem sind. Die zusätzlich zu beobachtende Abnahme der Schärfentiefe entspricht übrigens denen von Makro-Objektiven und ist keine Eigenart von Zwischenringen.

Der Effekt von Zwischenringen ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich. Interessanter Weise nimmt er mit abnehmender Brennweite zu. Man kommt also beispielsweise mit dem XF 27mm richtig nah dran. Das hat aber auch zur Folge, dass die Beleuchtung zu einem Problem werden kann, da die Kamera das Motiv abschattet. Eine Übersichtsliste über die maximal zu erreichenden Abbildungsmaßstäbe stellt dieser englischsprachige Blog zusammen. Hier Beispielhaft die minimale Einstellgrenze des XF 56mm F1.2, mit 10mm, 16mm und 26mm (kombiniert) Zwischenringen:

Fassen wir einmal zusammen: Zwischenringe sind günstig und erhalten durch ihren einfachen Aufbau die Qualität eurer Linsen. Gleichzeitig schränken sie aber eure Objektive und damit euch – gerade im Vergleich zu Makro-Linsen – stark ein was den Fokusbereich und damit die Komposition eurere Bilder angeht. Für wen lohnen sich also Zwischenringe?

 Einsteiger in die Makro-Fotografie die erst einmal schnuppern wollen machen mit der Investition sicherlich keinen Fehler. Es kostet wenig Geld und öffnet die Türe in den absoluten Nahbereich, man kann also risikofrei einsteigen. Auch all jene, die nur hin und wieder eine Makro-Aufnahme machen wollen oder müssen sind mit Zwischenringen nicht schlecht bedient. Erneut ist hier der schlanke finanzielle Fußabdruck als Hauptargument gegen volle Makro-Linsen zu nennen. Und nicht zuletzt: Alle die viel unterwegs sind. Selbst mehrere Zwischenringe wiegen kaum mehr als ein paar Gramm und nehmen entsprechend wenig Platz weg. Auf Reisen oder Wanderungen ist das vielleicht die bessere Alternative als ein zusätzliches Objektiv und definitiv nicht zu unterschätzen.
Ich selbst kann für meinen Anwendungsbereich Zwischenringe nur empfehlen. Ja, es gibt die Nachteile in der Flexibilität – aber die sind mir die Kostenersparnis wert.

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3 thoughts on “Einstieg in die Makrofotografie – Zwischenringe

  1. Erwin Reply

    Gerade Meike Automatic Extension Tube set 10 und 16 mm gekauft. Werde mir deine Artikel durchlesen. Frage vorweg: wieso der Unterschied in den beiden Test mit „Extension“?

    1. Daniel Reply

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Warum es zwei Artikel zu Zwischenringen gibt?
      Der eine Artikel beschreibt die generelle Thematik, der andere testet ein spezifisches Produkt. Beantwortet das die Frage?
      LG

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