Farbkalibrierung – Miniserie 2/3

Letztes Mal ging es in Teil I dieser kleinen Serie um das Thema Farbe im Allgemeinen. Warum verändern sich Farben auf ihrem Weg aus der Realität über unsere digitalen Werkzeuge bis hin zurück zu unseren Augen? Welche situativen Faktoren beeinflussen unser Sehen? Im heutigen Teil 2 gibt es eine Übersicht über Herangehensweise an die Probleme, die aus nicht korrekt dargestellten Farben entstehen.


Wie am Ende des letzten Artikels angeklungen: Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten mit der Thematik umzugehen: Ignorieren, „Softproof“ auf ein Zielgerät, Kalibrieren.

Variante eins ist wohl die verbreitetste und auch in einem gewissen Rahmen eine legitime Variante. Fotografiere ich ausschließlich für mich selbst oder bewegt sich mein Stil in einem dokumentarisch neutralen Bereich der das Editieren auf das Histogramm – Kontrast, Helligkeit – sowie Makelbehebung beschränkt, kann ein unkalibrierter Arbeitsplatz funktionieren. Das Bild würde dann ggf. nur auf dem heimischen Gerät wie gewünscht aussehen, fotografiert man aber nur hierfür wäre das ja auch ausreichend. Das ist aber – ganz ehrlich – selten der Fall.

Geschlossene_Kette_Bildschirm

Möglichkeit zwei wäre die Kalibrierung der Bildschirmausgabe auf ein mögliches Zielgerät, im Normalfall einen Drucker. Hierzu kann man ein Testbild, am besten ein Labortestbild mit klaren Farb- und Helligkeitsbereichen, drucken (lassen) und anschließend nach Augenmaß den Bildschirm auf das Druckerzeugnis anpassen. Ich darf an dieser Stelle vorwegnehmen: Das ist schwerer als es sich anhört. Da man Farbprofile abspeichern und per Klick aktivieren kann wäre es also auch möglich, unterschiedliche Farbprofile für Ausdrucken und Präsentation auf dem Fernseher anzulegen und so den eigenen Geräte-Kosmos auf eine regional beschränkte Wahrheit zu kalibrieren. Eine solche Kalibrierung ist in Windows mit Bordmitteln näherungsweise möglich. Gerade die Anpassung auf den eigenen Fotodrucker kann so abgebildet werden. Allerdings ist diese Form der „Kalibrieriung“ schrecklich ungenau und bei mehr als 2 Geräten auch kaum praktikabel. Mögliche Anwendung: Mein Fernseher soll ungefähr meinem Monitor entsprechen, damit ich Fotos zu Hause der Familie präsentieren kann.

Zuletzt bleibt noch die Kalibrierung, also die Anpassung der Farbausgabe an eine Zielvorgabe um auf diese Weise eine möglichst neutrale – eigentlich nur von den Ausgabegeräten abgekoppelte – Darstellung zu bekommen. Dies ist sicherlich der professionellste Weg, der aber auch als einziger nicht ohne weiteres beschritten werden kann: hier benötigt es zwangsläufig sowohl Soft- als auch Hardware in Form eines Colorimeters.

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Mein persönlicher Eindruck ist das die Kalibrierung u.a. aus diesem Grund für die wenigsten Hobby-Fotografen ein Thema ist. Gleiches galt bisher auch für mich, im Nachhinein etwas verwunderlich. Die Investition kann sich mit dem Eizo EX3 auf unter 100€* belaufen und ist im Kontext der Fotografie-Hardware fast schon billig – allerdings für einen (fälschlicher Weise angenommen) „einmaligen“ Prozess.

WOGA-2

Kalibrierung ist dabei in der Theorie denkbar einfach: Eine Software stellt die Grundfarben des additiven Systems (RG und B) und deren Abstufungen auf dem Bildschirm dar, das Colorimeter – auf dem Bildschirm platziert – misst die tatsächlich ausgegebenen Farben. Das Ergebnis ist quasi eine Anleitung für die Grafikkarte welche Ausgabe bei einer angefragten Farbe erfolgen soll: Grün ein wenig heller, Rot etwas weniger Sättigung, Blau wie gehabt. Das ändert nicht die von der Kamera aufgenommenen Farben und passt auch den Drucker nicht an, aber der Bildschirm sollte nun die tatsächlich in der Datei vorhandenen Farben an das Auge senden. Interessanter Aspekt: tatsächlich findet die Kalibrierung an der Grafikkarte statt – der Monitor wird (höchstens) halb-automatisch auf einen möglichst neutralen Startwert gesetzt – also Rot, Blau und Grün auf eine gleichmäßige Farbmischung gestellt. Ein Prozess, der bei Laptops übrigens oft gar nicht möglich ist.

Während die generelle Funktionsweise tatsächlich mit Darstellung, Aufnahme, Anpassung beschrieben werden kann, zeigt allein die Flut an Einstellungsmöglichkeiten – hier der Software DisplayCal – dass die Thematik doch eine größere Komplexität beinhaltet.

Kalibrierung

Mit dieser wollen wir uns im nächsten Teil beschäftigen und hiermit die allgemeine Einführung in das Thema Farbkalibrierung beenden.

Wie steht es so um eure Geräte?

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